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Telekm Israel @ Manager Magazin

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GELOBTES LAND DIGITALISIERUNG 

Israel wird geradezu geliebt von deutschen Konzernen. Die finden dort, was sie daheim so schmerzlich vermissen: Hightechgründer, die sie mit Innovationen versorgen. Ein Sandsturm aus Syrien hat sich über Tel Aviv gelegt.

Ein Sandsturm aus Syrien hat sich über Tel Aviv gelegt. Es ist schwül und stickig an diesem Septembertag, der Schweiß rinnt, doch Wolfgang Hisserich muss jetzt sein Revier markieren. Heute beginnt die israelische Version von Burdas Digitalkonferenz DLD - das wichtigste Event der Szene. Los geht's, zack, zack! Der Manager der Deutschen Telekom instruiert sein Team vor Ort, streift vom Intel-Zelt zur OrangeLounge, verteilt Visitenkarten an junge Gründer, herzt Israels Start-up-PatenYossi Vardi. Er müsse „Gesicht zeigen", sagt er. „Die Szene soll wissen, wer wir sind." Die Konkurrenz schläft nicht. Frankreichs größter Telekomanbieter Orange hat zum Beispiel Emmanuel Macron dabei, den Wirtschaftsminister des Landes. Der Pariser Telefonkonzern betreibt seit 2014 einen Start-up-Accelerator in Tel Aviv und will sich hier künftig noch stärker engagieren. Hisserich nippt an seinem Zitronenwasser, während er Macron, Vardi und eine OrangeManagerin auf der Bühne beobachtet. So ein Wingman aus der Bundesregierung gefiele ihm wohl auch ganz gut. Der Mann, den sie hier nur „Wulfgäng" nennen, schwarze Ray-Ban, durchtrainiert, schwarzes Polo, hält von Bonn aus den Kontakt zur israelischen Gründerszene. Er hat sogar etwas Hebräisch gelernt. Für die Deutsche Telekom hat Israel in den letzten zwei Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Ein Team im Land scannt den Start-up-Markt nach neuen Partnern und Investitionsmöglichkeiten deutlich intensiver als früher, in einem eigenen Inkubator namens Hubraum sollen Start-ups bereits in der Welpenphase an die Telekom gebunden werden. Über 35 Millionen Euro hat der Konzern bislang in Israel investiert, in den nächsten fünf Jahren sollen weitere 100 Millionen fließen. SAP, ProSiebenSat.i, Merck, RWE, BMW - das kleine Land am Mittelmeer,  eingezwängt zwischen Libanon, Syrien, Jordanien und Ägypten, entwickelt gerade eine bemerkenswerte Anziehungskraft für deutsche Großkonzerne. Selbst die Deutsche Post hat im September ein Team nach Tel Aviv entsandt, um die örtliche Gründerszene nach Innovationsspritzen abzusuchen. Bertelsmann hat sich im Mai mit dem Investor Gigi Levy-Weiss israelisches Tech-Know-how direkt in den Aufsichtsrat gebeamt, Axel Springer fliegt israelische Gründer regelmäßig nach Berlin ein, um sie im konzerneigenen Accelerator Plug and Play hochzupäppeln. Die Unternehmen finden in dem 8,3- Millionen-Einwohner-Land das, was sie dringend suchen, auf das sie daheim aber nur selten stoßen: eine Frischzellenkur in Sachen Digitalisierung, die ihnen im Rennen um die besten Lösungen der Zukunft einen Vorsprung verschafft. Es ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Israel produziert zwar Hightechgründungen am laufenden Band, hat aber keinen ausreichend großen Markt vor der Haustür, der auch nur halbwegs anständige Erlöse verspräche. Und ohne Partner oder Investor tun sich viele Entrepreneure schwer, das Ausland zu erobern. Die Deutschen wiederum sind froh, dass sie sich in Israel nicht wie in den USA hinter die Valley-Platzhirsche einreihen müssen, nur um angesichts extrem gestiegener Bewertungen am Ende einen Deal zweiter Klasse einzutüten. Jüngstes Beispiel: Springers Übernahme des US-Portals Business Insider. Diese mag strategisch sinnvoll sein, aber angesichts von 343 Millionen Dollar Kaufpreis spotteten manche über „stupid German money". Amazon konnte sich die renommierte „Washington Post" für nur 250 Millionen Dollar sichern. „Der Wettbewerb in den USA ist viel härter, als deutscher Konzern spielst du dort bestenfalls in der zweiten Reihe", sagt einer, der beide Märkte gut kennt. Billig ist auch die rasant wachsende israelische Start-up-Wirtschaft nicht mehr. Deren bislang größte Erfolgsgeschichte heißt Mobileye. Das Jungunternehmen stattet Autobauer wie GM, BMW oder Tesla mit Antikollisionssystemen und Fahrbahnassistenten aus. Beim Börsengang vor einem Jahr nahm Mobileye über eine Milliarde Dollar ein, 2015 wurde die Firma zeitweise mit fast 14 Milliarden Dollar bewertet. Insgesamt erlösten israelische Start-ups durch Erstemissionen und Übernahmen 2014 über 15 Milliarden Dollar - doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Europa-Chef von Daimler Konzerne wie die Telekom spekulieren bei ihrer Perlensuche weniger auf einen fulminanten Exit als auf das innovative Know-how, das sie sich vor der Konkurrenz sichern wollen. Anders als die deutsche Digitalwirtschaft, die sich vor allem mit E-Commerce-Gründungen ä la Zalando einen Namen machte, dominieren in Israel vom Militär trainierte Codergenies und Ingenieure die Szene, die mit ihrer Tech-Orientierung perfekt zum Profil der industrielastigen Deutschland AG passen. „In Israel geht es nicht um die x-te App, sondern um technische Revolutionen, die es auf der Welt nur einmal gibt", schwärmt etwa Telekom-CEO Timotheus Höttges. Die Branche dort beeindrucke ihn mittlerweile mehr als das Silicon Valley. Die Telekom hat sich jüngst an Morphisec beteiligt, einem Start-up, dessen Software Unternehmen effektiver vor getarnten Hackerangriffen schützen soll. Eine Profilösung für Geschäftskunden also. Morphisec konnte seine Software in den deutschen Laboren des Bonner Konzerns testen und plant nun, sie im ersten Quartal 2016 am Markt einzuführen. Co-Gründer Dudu Mimran leitet das Cyber Security Research Center an der Ben-Gurion Universität in Be'er Scheva - sein Name ist auf über 40 Patenturkunden zu finden. Seit 2006 arbeitet das Institut mit der Telekom zusammen. Männer wie Mimran sind Israels Spezialität: IT-Sicherheit ist Staatsräson, in kaum einem anderen Land sind Coder so hoch angesehen. Schon in den Schulen, kurz vor Beginn des dreijährigen Pflichtwehrdienstes, spähen staatliche Scouts nach Talenten für Militär und Geheimdienst. Wer es gar in die elitäre Aufklärungstruppe „8200" schafft, kann sich nach der Armee eine Stelle aussuchen oder wird mit Schecks von Wagniskapitalgebern umschwärmt. Die Einheit hat sich zum steten Quell für die israelische Tech-Szene entwickelt. Ein Start-up, das aus der 8200-Seilschaft hervorging, ist Argus Cyber Security. Die Gründer, die ihre Programmierkünste bei der Elitetruppe perfektionierten, verkaufen heute Sicherheitssoftware für Autos. Ein Riesenmarkt, und vor allem für Deutschland extrem relevant. Kürzlich hat Argus ein Büro bei Stuttgart eröffnet, seinen Europa-Chef Michael Müller warb das Jungunternehmen bei Daimler ab. Die wichtigsten Investoren sind der Versicherungskonzern Allianz und der kanadisch- österreichische Zulieferer Magna, im September pumpten sie gemeinsam mit Partnern 26 Millionen Dollar in die 2013 gegründete Softwarefirma. Der halbe Dax ist heiß auf Israel Israel exportiert mittlerweile Cyber-Security-Lösungen im Wert von sechs Milliarden Dollar im Jahr - ein Weltmarktanteil von 10 Prozent. Diese Expertise will sich die deutsche Wirtschaft zunutze machen. Selbst das urdeutsche Fraunhofer-Institut, an dem einst das Dateiformat MP3 ersonnen wurde, hat in diesem Jahr beschlossen, in Jerusalem ein „Innovationszentrum für Cybersicherheit" zu eröffnen. Daheim finden die Forscher nicht genügend Experten. Gregor Gimmy steht in Sommerhemd und kurzen Hosen auf dem DLD-Gelände in Tel Aviv. Gerade hat er auf der Bühne für die BMW Start-up Garage geworben, die im April ihre Türen öffnete. Mit dem Accelerator wollen die Münchener früher mit Tech-Gründern in Kontakt kommen, die dabei helfen können, die „driving experience" von 3er oder 5er zu verbessern. Nur 20 Prozent der Garage-Bewerber kämen aus Deutschland, erzählt Gimmy, die meisten stammten aus den USA - und Israel. „Hier überlegen Ingenieure schon an der Uni, ob sie aus ihrer Doktorarbeit nicht ein Start-up machen könnten", sagt er. Deutsche dächten beim Doktortitel meist nur an den Lebenslauf. Anfang des Jahres hat BMW zum ersten Mal zugeschlagen. Die Tochter iVentures beteiligte sich zusammen mit Wagniskapitalgranden wie Sequoia Capital am Tel Aviver Start-up Moovit, mit dessen App Nutzer in Echtzeit durch den Stadtverkehr navigieren können. Die Software, so der Plan, zeigt an, ob die nächste U-Bahn überfüllt ist oder der Bus zu spät kommt, und bietet dem Kunden dann mehrere alternative Wege an. Gerade arbeitet das Team an der Integration von BMWs Carsharingdienst DriveNow, weitere Schnittstellen sollen folgen. Moovit reift damit zur ernsten Konkurrenz von Daimlers eher glückloser Eigenentwicklung Moovel heran. „Ich bin extrem beeindruckt vom israelischen Markt", sagt Ulrich Quay, der bei iVentures in New York für das Investment verantwortlich war, es sei „unglaublich", wie innovativ das kleine Land ist. Dessen Start-up-Wunder wurde schon oft besungen, es hat sogar seine eigene Bibel: In „Start-up Nation" erklären die Autoren Dan Senor and Saul Singer, wie eine Mischung aus günstiger Demografie, politischem Willen und Alternativlosigkeit aus dem geschundenen Land die Nation mit der höchsten Start-up-Dichte weltweit machte. Mit Erfolg: Die Technologiebörse Nasdaq listet mittlerweile 75 Tech-Firmen aus Israel; Schwergewichte wie Cisco, Facebook oder Apple nutzen das Land längst als verlängerten Forschungsarm. Neu sind der Elan und der Aufwand, mit dem ausländische Dickschiffe wie die Telekom vor Ort um Gründer buhlen. Insbesondere die Deutschen hätten in den letzten zwei Jahren mächtig aufgedreht, sagt Hemdat Sagi, die als Handelsattache in der israelischen Botschaft in Berlin Konzerne mit Start-ups vernetzt. „Ich kann mich vor Anfragen kaum retten." Von Bayer bis Siemens habe sich schon der halbe Dax bei ihr gemeldet. Es ist eine Mischung aus Rudeltrieb und  der Angst, ins Hintertreffen zu geraten, die den Blick der Manager gen Israel lenkt. SAP, das sich schon seit Jahren Forscher im kleinen Ort Ra'anana leistet, hat sich kürzlich in den Accelerator The Junction eingekauft, der vom 600 Millionen Dollar schweren Wagnisfmanzierer Genesis betrieben wird. Alles nur, um den Kontakt zur Szene zu halten. Ein SAP-Scout lauscht regelmäßig den Pitches der Gründer und klopft ab, ob ihre Ideen zur Konzernsoftware passen. SAPKunden können etwa dank der israelischen Software „Fieldbit" bei Aufträgen an den technischen Außendienst die Reparaturanleitung direkt ins Sichtfeld einer Augmented-Reality-Brille projizieren lassen. „Die deutschen Konzerne kommen nach Israel, um im Innovationswettlauf vorn zu bleiben", sagt Jonathan Saacks, Partner bei Genesis. Angesichts des steigenden Interesses aus dem Ausland frage er sich manchmal, ob der Boom nicht bereits Züge eine Blase trage. Kevin Baxpehler muss lachen, wenn man ihn auf den Andrang der Deutschen anspricht. Neulich war eine Gruppe Parlamentarier bei ihm. Baxpehler, in Köln aufgewachsen, aber mit israelischen Wurzeln, musste Männern wie Gregor Gysi erklä- ren, warum Israel in Sachen Digitalisierung so fortschrittlich ist. Nerds mit Leidenschaft Der ehemalige Credit-Suisse-Banker leitet das Tel Aviver Büro von ProSiebenSat.i (P7S1), ein kleines Zimmer im sechsten Stock eines Coworking Spaces am altehrwürdigen Rothschild Boulevard. Knapp zehn Millionen Euro soll der Konzern bislang investiert haben. Anfang Oktober schloss Baxpehler sein jüngstes Geschäft ab: P7S1 hat sich an der israelischen Online-Fußballplattform 90min.com beteiligt, auf der Fans die Artikel schreiben. Vor allem in Großbritannien hat sich die Webseite bereits einen Namen gemacht und kooperiert mit klassischen Zeitungen wie „Daily Mail" oder „Daily Telegraph". Jetzt will P7S1 mit 90min.com etwa „Kicker" und „Sport Bild" angreifen. Eines von Baxpehlers ersten Investments war das Start-up Magisto, dessen Software aus Filmschnipseln auf dem Smartphone Videos schneidet. Die Algorithmen der App erkennen, welche Szenen relevant sind, etwa weil Menschen darin Emotionen zeigen. Über 60 Millionen Menschen weltweit nutzen die Software bereits, P7S1 hat sich durch die Beteiligung den Zugriff auf die Technologie gesichert. Bei der TV-Show „Got to Dance" sollten Zuschauer damit zum Beispiel Tanzvideos von sich drehen und dem Sender schicken. Die besten Magisto-Filmchen konnten auf ein paar Minuten im Hauptprogramm hoffen. So lässt sich selbst die Generation Youtube für Fernsehen begeistern. Hinter Magisto, das auch mit der Telekom und Amazon zusammenarbeitet, stehen Oren Boiman und Alex Rav-Acha, zwei promovierte Computerwissenschaftler. Rav-Acha schreibt auf der Firmenwebseite über sich, er sei „fasziniert" davon, „mathematische Logik auf artistische Prozesse" anzuwenden. Ein schönes Video nehme er als „Lösung eines algorithmischen Problems" wahr. Ein Nerd, der selbstbewusst zu seiner Leidenschaft steht. Das sei typisch für die Szene, sagt Kevin Baxpehler. PySi-Delegationen aus München seien immer wieder beeindruckt, wenn ihnen israelische Gründer statt einer schicken Präsentation zuallererst ihr Produkt zeigen wollten. „Das kennen die aus Deutschland oft anders." P7S1, heißt es, möchte sein Engagement in Israel verdoppeln. M Philipp Alvares de Souza Soares 


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